Geologie:
Kappadokien zählt zu den landschaftlich interessanteren Landesteilen
auf dieser Erde. Hier prägen weit ausgedehnte, dem Betrachter oft unwirklich
erscheinende Geoformationen die oftmals mondartige Landschaft. Die
für Kappadokien so typischen morphologischen Strukturen sind Folge jahrtausende
währender Erosion, welche die aus dem Neogen stammenden vulkanischen Tuffablagerungen
des 3917 m. hohen Vulkans Erciyes Dagi zu den
merkwürdigsten Pyramiden und Kegelgebilden formte. Der Boden besteht aus
unterschiedlichen Schichten vulkanischer Aschen, die mit der Zeit zu festem
Tuffgestein komprimierten. Dieses relativ leichte und mit einfachen Werkzeugen
zu bearbeitende Gestein bietet ideale Voraussetzungen für die Gestaltung
von Höhlenwohnungen. Dabei erweisen sich auch die bauökologischen
Vorteile in vielfacher Hinsicht als ideal.
Durch Wind und Wasser des kontinentalen Klimas mit kalten Winten sowie
heißen und trockenen Sommern wurden Formationen gebildet, die schon in
historischer Zeit Reisende zu fantasievollen
Beschreibungen animierten.
Eine Besonderheit stellt auch die erodierende Tufferde dar, die im traditionellen Bauen nicht nur als hervorragend bindende Mörtelmasse Verwendung findet, sondern sich vor allem auch in Verbindung mit dem Guano der lokalen Taubenpopulation als ausgesprochen fruchtbar für einen intensiven Gartenbau erweist.
Flora & Fauna:
Unbewirtschaftet ist das semiaride Gebiet Kappadokiens weitgehend durch Steppenvegetation geprägt, die in den zerklüfteten Tälern vereinzelt mit Buschwerk und Wacholder durchsetzt ist. Lediglich an den Tufformationen und steilen Erosionshängen der Täler fehlt weitgehend jede höhere Vegetation. Vor allem in den engeren und meist feuchteren Tälern gibt es eine hingegen eine Vielzahl von bunt blühenden Kräutern und Gräsern, die teilweise von den Einheimischen auch zu Heilzwecken genutzt werden.
Kultiviert
und in Gärten angelegt werden allerlei Obstbäume, wie Quitten, Apfel, Birne,
Aprikose, Pflaumen oder auch Wallnuß und Maulbeere neben dem verbreitetsten
Nutz- und Bauholz der Region, der Pappel, welche nahe den wasserführenden
Läufen wächst. Kappadokien eignet ich jedoch hervorragend zum Anbau von
Weintrauben, da die poröse Tufferde die wenigen Niederschläge hervorragend
zu speichern vermag. Auf den größeren Feldern wird oft Weizen angebaut,
der von den Einheimischen meist zu "bulgur", gröberen Weizengries
verarbeitet wird. In den kleiner parzellierten Gemüsegärten gedeihen vor
allem Kürbisse, Melonen, Bohnen, Kichererbsen, Zwiebeln, Kartoffeln und
Tomaten neben Blattgemüse, Minze und anderen Gartenkräutern.
Tiere wie Pferd, Maultiere, Esel, Rind, Schaf, Ziege, Hund, Katze, Huhn & Truthahn die neben der Vielzahl an Tauben, die in eigens in den Tufffelsen gehauenen Schlägen gehalten werden, zählen zu den wichtigsten Haustieren Kappadokiens. An undomistizierten Tieren finden sich in der Region reichlich Steppenmäuse, ferner Kaninchen, Eidechsen und einige wenige scheue und ungiftige Schlangen, die von Raubtieren wie Fuchs, Marder, Falke oder den wenigen Adlern der Region gejagt werden. Nur ausnahmsweise einmal verirren sich in den seltenen tief verschneiten Wintern einmal Wölfe in die umliegenden Täler von Göreme. Ein weitgehend geruhsames Leben führen hingegen die Schildkröten oder die große Anzahl von Singvögeln verschiedener Art. Als giftig und unangenehm, kaum aber lebensbedrohlich gilt der Stich einer bestimmten, unübersehbar großen Spinne sowie des Skorpions. Neben allerlei Kreuch- und Fleuchgetier der harmlosen und nützlichen Art variiert die Mini- und Mikrofauna vor allem innerhalb der Siedlung je nach Saison und Lage durchaus erheblich.
Abgesehen von den reichlich vorhandenen lokal
verfügbaren Ressourcen für den traditionellen Höhlenbau erweist sich das
Tuffstein-Material darüber hinaus auch als idealer und gut isolierender
Baustoff in form von behauenen Bausteinen. Die poröse Sruktur des Tuffgesteins
gleicht die klimatischen Schwankungen mit heißen Sommern und kalten Wintern
optimal aus, so daß zum Heizen einer kleinen Höhlenwohnstube oftmals ein
einstündiges feuern des Ofens am Tage ausreicht. Auch die Lagerfähigkeit
in den trockenen Tuffhöhlen erweist sich als außergewöhnlich: Das lokale
Fladenbrot und vielerlei Früchte, vor allem Weintrauben,
welche auf Stöcke gehängt, luftig gelagert werden, bleiben über Monate
hinweg haltbar und weitgehend frisch. Diese Besonderheit hat auch direkte
Auswirkungen auf die lokale Dorfökonomie, wobei vor allem die Frauen gemeinsam
in eigenen Ringtausch-Kooperativen das "yufka" genannte Fladenbrot
in riesigen Mengen für die nächsten Monate vorbereiten.